Zeitbasierte Einstiege

Zeitbasierte Einstiege

Im Stocks & Commodities Magazine 08/2011 und 09/2011  wurden von Andrew Coles zeitbasierte Einstiege vorgestellt und analysiert.
Erläutert wurden folgende vier Techniken:

  • Fibonacci- Serie
  • Lucas -Serie
  • TD-Setup von Tom de Mark
  • Ermanometrie nach William Ermans

Zeitbasierte Setups sollen die Handelssignale anderer Analysetechniken validieren. Weil sie selbst noch keine Aussage zur Richtung von Kursbewegungen treffen, sind sie als einzelne Signalgeber ungeeignet.

Zeitbasierte Signale arbeiten in beliebigen Intraday- und End of Day-Komprimierungen zuverlässig. Für Analysen in Charts ohne eigene Zeitachse (z.B. Renko, Point & Figure, Spannencharts) haben sie keine Aussagekraft.

Nach Aussage von Coles arbeiten die vorgestellten Indikatoren besonders effizient im Zusammenspiel mit jeder Art von Preis-Pattern (Candlesticks, Pivots). Weil diese Art von Handelssignalen nicht optimierbar ist, hat ihr Einsatz auch keinen negativen Einfluss auf die Robustheit von Handelsstrategien.

Ausgangspunkte für die Berechnung zeitbasierter Handelssignale sind in jedem Fall markante Hochs und Tiefs in  Kurscharts. Für die leichte Bestimmung historisch relevanter Chartmarken kann der ZigZag-Indikator eingesetzt werden.  Weil der ZigZag-Indikator in die Zukunft schaut, eignet er sich aber nicht als Signalgeber in automatischen Handelssystemen.

Die folgende Grafik zeigt den ZigZag-Indikator in der Einstellung ZigZag(close,10,%,K) im EOD-Chart des FDAX. Die Zig-Zag-Umkehrpunkte entsprechen häufig auch den für die Berechnung der zeitbasierten Handelssignale relevanten Zwischentiefs und Zwischenhochs.

 

Zeitbasierte Einstiege - ZigZag

 

1. Fibonacci Serie

In der Fibonacci-Zahlenfolge wird für den aktuellen Wert zu jedem Element der Folge das vorherige Element addiert. Die beiden ersten Elemente lauten bei Fibonacci 0 und 1.
Aus der weiteren Anwendung der Regel resultiert die unendliche Zahlenfolge:

0-1-1-2-3-5-8-13-21-34-55-89-144-233-377-610-987-1597-2584-4181-6765- ....

Für die Bestimmung geeigneter Handelszeitpunkte nach der Fibonacci-Folge werden ab einem markanten Kurswendepunkt im Chart die Bars bzw. Kerzen gezählt. Entspricht die Kerzenzahl einem Element der Fibonacci-Folge, erfolgt ein Handelssignal. Coles verwendet für die Signalgebung als frühestes Element der Fibonacci-Folge 3, weil sonst das Marktrauschen zu groß ist.
Die Indikatoren können aber leicht so abgeändert werden, dass Handelssignale noch später erfolgen, was häufig  sinnvoll sein dürfte. 

Die folgende Grafik zeigt Fibonacci-Handelssignale im FDAX ausgehend vom Zwischentief am 09.03.2009. Besonders ab Mai 2009 ( 55 Kerzen nach dem Zwischentief) fallen die Fibonacci-Signale erstaunlich häufig mit Kurswendepunkten im Chart zusammen.

 

Zeitbasierte Einstiege - Fibonacci

 

Will man Backtests über längere Historien durchführen, muss der Fibonacci_Series-Indikator mehrmals im Handelssystem enthalten sein - jeweils ausgehend von verschiedenen historischen Kurswendepunkten.
Außerdem kann es sinnvoll sein, für das Fibonacci-Signal eine Unschärfe (Cohen nennt hier +/-1 Bar) zuzulassen, weil das Signal mitunter nicht ganz exakt an Kurswendepunkten auftritt. 

 

Fibonacci Time-Serien mit verschiedenen Startpunkten im FDAX

 

2. Lucas Serie

Die auf den französischen Mathematiker Francois Lucas zurückgehende Lucas-Serie wird wie die Fibonacci-Zahlenfolge berechnet. Einziger Unterschied sind die beiden Anfangselemente, welche bei Lucas 2 und 1 sind.

Daraus resultiert folgende geänderte Zahlenfolge:

2-1-3-4-7-11-18-29-47-76-123-199-322-521-843-1364-2207-3571-5778- ....

Die Signalgebung auf Basis der Lucas-Serie erfolgt in der technischen Wertpapieranalyse analog zur Fibonacci-Serie. Als Startdatum ist im Indikator wieder ein markanter historischer Kurswendepunkt einzustellen. Wie beim Fibonacci-Indikator wird auch für den Lucas-Indikator die Verwendung einer Unschärfe von +/-1 Bar von Cohen angeraten.

 

=Lucas-Serie im FDAX

Für den FDAX-EOD scheinen in der Grafik oben die Handelssignale der Lucas-Serie weniger aussagekräftig zu sein, als die der Fibonacci-Serie.  Diese Beobachtung trifft aber nicht durchgängig zu.
Vielmehr ist es abhängig von der gewählten Zeitebene und vom analysierten Underlying, welche der beiden Serien aussagekräftiger die anderen Handelssignale validiert.

Andrew Coles schlägt die Kombination von Fibonacci- und Lucas-Serie vor. Die Indikatoren sind dabei auf unterschiedlichen Zeitebenen einzusetzen. Ein Fibonacci-Signal im 15-Minuten Chart kann z.B. von einem Lucas-Signal im 30-Minuten Chart bestätigt werden oder vice versa.

3. TD Setup

Der TD-Setup ist Teil der Barchart-Zähltechniken von Tom DeMark. Startpunkt für die Berechnung dieses Indikators ist ein im Chart auftretendes einfaches Kursmuster, welches von deMark als Preisflip bezeichnet wird.

Für einen bullischen Preisflip muss

  • der aktuelle Kurs über 9 aufeinander folgende Perioden unter dem Kurs vor 4 Perioden liegen und
  • der Kurs vor 9 Perioden muss über dem Kurs vor 13 Perioden liegen

Ein bullischer Preisflip liegt vor wenn

  • der aktuelle Kurs über 9 aufeinander folgende Perioden über dem Kurs vor 4 Perioden liegt und
  • der Kurs vor 9 Perioden unter dem Kurs vor 13 Perioden liegt

Coles stellt in seinem Artikel eine Kombination des TD_Setup mit Fibonacci und Lucas Serie vor. Die Handelsrichtung wird dabei vom TD-Setup vorgegeben, während die Signale der Fibonacci bzw. Lucas-Serie den Einstiegszeitpunkt terminieren.

Wir haben die von Coles vorgeschlagene Signal-Kombination im FDAX mit einigen, wenigen markanten Hoch- und Tiefpunkten für die Fibo/Lucas Signale angetestet ( 7 von 1988-2011). Das Ergebnis ist sicherlich bei Verwendung von mehr Fibo/Lucas Hoch- und Tiefs noch ausbaufähig - dann wird es auch deutlich mehr Handelssignale geben.

 

 

Kurztest -Kombinationssystem aus TD Setup, Fibo-Serie und Lucas-Serie, FDAX EOD

 

4. Ermanometrie

 Nach Beobachtung von William Erman bilden Finanzmärkte aufeinander folgende Preispattern aus, die sich in Abhängigkeit vom Faktor Zeit wiederholen und dabei wachsen. Diese Preis/Zeit-Pattern lassen sich mit Hilfe der Seitenverhältnisse einer logarithmischen Spirale erkennen und beschreiben.

 

Seitenverhältnisse in der logarithmischen Spirale

Dazu wird innerhalb der logarithmischen Spirale zunächst eine rechteckicke Spirale konstruiert. Die Abstände zwischen den einzelnen Punkten der Achsen der rechteckigen Spirale beschreiben die Seitenverhältnisse der logarithmischen Spirale aus der Natur, welche lt. Erman auf die Preis/Zeit-Verhältnisse der Wertpapiermärkte übertragbar sind.

Für die Berechnung der Ermanometrie muss zuerst die Anzahl Bars einer markanten primären Bewegung im Chart gezählt werden ( Einstellfeld First_Move_Bars im Indikator). Der primären Bewegung folgt eine Korrekturbewegung in die Gegenrichtung im Chart, deren Bars ebenfalls gezählt werden (Einstellfeld Second_Move_Bars im Indikator).

Erst ab dem Ende dieser Gegenbewegung kann die Ermanometrie für die gesamte Bewegung berechnet werden ( Ende der Gegenbewegung = Start-Einstellungen im Indikator).

Für die leichte und fehlerfreie Zählung der Bars von primärer und sekundärer Kursbewegung, haben wir den Indikator "Ermanocounter" programmiert. Dieser Indikator gibt die Bars einer Bewegung aus, wenn Start und Ende der Bewegung eingegeben werden. Diese Bar-Anzahl muss dann in den Eingabefeldern der Ermanometrie eingestellt werden.

William Erman rät den Einsatz der Ermanometrie speziell für den Intraday-Bereich an. Größtmögliche Komprimierung lt. Erman ist EOD. Andrew Coles erzielte gute Ergebnisse bei Kombination von Ermanometrie und TD-Setup.

 

Ermanometrie- Signale im FDAX